IP-Analysen – Mehr als nur Patente zählen
Daniel Schwedler
Serviva GmbH
Im Bereich des Patentwesens kommt oft die Frage auf „Wie ist unsere Patentsituation im Vergleich mit unseren Wettbewerbern?“
An dieser Stelle setzen IP-Analysen an.
Vollautomatische IP-Analysen, die sich mit einschlägigen Softwaretools generieren lassen, liefern schnell und kostengünstig eine Vielzahl an Datenpunkten und Diagrammen. Nachteilig sind jedoch die fehlende Nachvollziehbarkeit der Auswertung und der Mangel an unternehmensspezifisch relevanten Aussagen.
IP-Analysen werden für zwei Hauptanwendungen verwendet: Wettbewerberanalysen („Benchmarking“) und Patent Landscaping (auch bekannt als „White-Spot-Analysen“).
Zentral für die Auswertung einer IP-Analyse ist zunächst die Recherche und damit die Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes hinsichtlich Patentanmeldern, Technologien, Ländern und Zeitraum.
Es erfordert fundierte Patentrecherche-Erfahrungen, um aus den über 100 Millionen Patentdokumenten eine relevante und möglichst vollständige Grundmenge von Schutzrechten zu identifizieren. Diese Grundmenge kann anschließend hinsichtlich verschiedener Aspekte analysiert werden. In den Datenbeständen von Patentdatenbanken befinden sich eine Vielzahl von Patent-Veröffentlichungen, die vor einer Auswertung bereinigt werden sollten. Dazu zählen u.a. Prüfbescheide, Übersetzungen oder mehrere Veröffentlichungen zu einer Patentanmeldung.
Im Rahmen der Datenaufbereitung sind bisweilen unterschiedliche Schreibweisen von Anmeldernamen zu berücksichtigen. Bei der Analyse des Anmeldeverhaltens von internationalen Großkonzernen ist darauf zu achten, dass die Patente auch von mehr oder weniger selbständig agierenden Tochterunternehmen angemeldet sein könnten. Darüber hinaus gibt es länderspezifische Besonderheiten, zum Beispiel kommt es bei US-Unternehmen durchaus vor, dass Schutzrechte nicht auf das Unternehmen, sondern lediglich auf den Namen des Hauptentwicklers oder Geschäftsführers angemeldet werden.
Im Rahmen des sogenannten Patent Landscaping wird die Patentlandschaft nach konkreten technologischen Fragestellungen bzw. Technologiegebieten aufgeschlüsselt. Dadurch lassen sich sogenannte „White Spots“ – also Themen mit geringer Anmeldeaktivität oder neue Technologieansätze – identifizieren, die als Grundlage für strategische Entscheidungen im Rahmen der Produktentwicklung oder IP-Strategie dienen können.
Zentral für IP-Analysen ist die Unterscheidung zwischen einzelnen Patentanmeldungen und Patentfamilien. Die Auswertung auf Patentfamilienbasis erlaubt Aussagen über die Anzahl von Erfindungen eines Anmelders. Die Betrachtung auf der Basis von Patentanmeldungen erlaubt Aussagen zu länderspezifischem Anmeldeverhalten. Essentiell ist dabei die Berücksichtigung von lediglich einer Veröffentlichung je Patentfamilie und Land, um Verzerrungen z.B. aus länderspezifischen Prüfungsverfahren zu vermeiden.
Typische Auswertungen sind unter anderem:
Wichtig ist die Dokumentation und Speicherung von Suchabfragen und Rohdaten, um Rückfragen der Empfänger der Ergebnisse reproduzierbar beantworten zu können. Häufig wünschen diese einen sog. „deep dive“, um einzelne Aspekte der Analyse noch genauer zu beleuchten.
Beispielhafte Datenauswertung
Bei der Bewertung von Patentportfolios zählt nicht nur ihre (numerische) Größe oder das Alter, sondern vor allem ihr Impact auf das direkte Marktumfeld. Der Serviva Patent Quality Index berücksichtigt die Anzahl an Fremdzitierungen einer aktiven Patentanmeldung – gewichtet nach Alter und Land der Anmeldung. Dies erlaubt ein Benchmarking von Patentportfolios im Vergleich zu Wettbewerbern und damit auch Aussagen zur relativen Werthaltigkeit des Portfolios.
Die Darstellung der Ergebnisse von IP-Analysen führt zu besonderen Herausforderungen. Diese müssen schnell erfassbar und eindeutig sein, klare Aussagen liefern und die verwendete Methodik erläutern. Schließlich muss die Darstellung nicht nur die Anforderungen der Patentexperten erfüllen, sondern auch für Nicht-Patentfachleute und Entscheidungsträger im Unternehmen verständlich sein.
Ergebnisdarstellung in PowerPoint Slides
IP-Analysen sind stets stichtagsbezogen zu betrachten. Dies bedingt u.a., dass unveröffentlichte Patentanmeldungen aus den letzten 18 Monaten vor der Analyse nicht berücksichtigt werden können und damit strukturell unterrepräsentiert sind.
Die absoluten Anzahlen von Patentfamilien, Patentanmeldungen oder anderer Datenpunkte können nur ein Anhaltspunkt für die Innovationstätigkeit eines Unternehmens sein. IP-Analysen liefern keine Aussagen über die Breite von Schutzansprüchen der betrachteten Schutzrechte.
IP-Analysen dienen der Analyse und Darstellung der Patentlandschaft einer Branche oder eines Unternehmens. Sie liefern außerdem Auswertungen und Aussagen zu aktuellen Technologie- und Markttrends. Grundlage hierfür ist jeweils die Auswertung großer Patentdatenmengen.
Neben der statistischen/quantitativen Auswertung kann auch eine qualitative Auswertung – beispielsweise auf Basis des Serviva Patent Quality Index hilfreich sein, um Aussagen aus IP-Analysen abzuleiten.
IP-Analysen können eine Entscheidungsgrundlage für strategische Entscheidungen in Unternehmen darstellen, indem sie Erklärungen für Entwicklungen in den Schutzrechtsaktivitäten geben und konkrete Fragestellungen fundiert beantworten.
Die wichtigsten Resultate werden in kompakter Weise so zusammengefasst, dass sie auch für Führungskräfte ohne einschlägige IP-Kenntnisse einen echten Mehrwert liefern.
Die Stärke, der von der SERVIVA angebotenen IP-Analysen liegt, darin, dass auf der Grundlage fundierter Daten, die von erfahrenen Rechercheuren bereitgestellt und analysiert werden, jederzeit reproduzierbare Antworten auf individuelle und konkrete Fragestellungen geliefert werden.